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Fachkräftemangel in Arztpraxen - Weshalb MFA kündigen

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Der Fachkräftemangel in Deutschland ist längst in der Gesundheitsbranche angekommen, zusätzlich verstärkt durch die Corona-Pandemie. Während die fehlenden Pflegekräfte in den Krankenhäusern tagtäglich in Medien und Politik diskutiert werden, so fühlt sich ein ebenso wichtiger medizinischer Teilbereich ungesehen: Die medizinischen Fachangestellten (MFA) in den Arztpraxen.

Umfragen zeigen: Jede zweite medizinische Fachangestellte (MFA) denkt über einen Berufswechsel nach. 

Obwohl der Beruf der MFA bei Frauen in Deutschland als der beliebteste Ausbildungsberuf gilt, wird es für Praxen immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Der Personalmangel spitzt sich zu, selbst die Zahl der Abwanderung bestehender Mitarbeitender wird stetig höher. Die Folge: Arztpraxen müssen ihren Leistungsumfang kürzen oder im schlimmsten Fall sogar schließen. 

 

Viele medizinische Fachangestellte wechseln in besser bezahlte Stellen in Krankenhäusern oder im Verwaltungsbereich, wie etwa beim Gesundheitsamt oder in Krankenkassen. Doch ist längst nicht nur die Bezahlung ein Grund für die Unzufriedenheit unter den MFA.

1. Ursachen von Kündigungen in Arztpraxen

1.1 Mangelnde Wertschätzung

1.2 Fehlendes Miteinander im Praxisteam

1.3 Mentale Belastung

2. Wie Ärzt:innen der Fluktuation entgegenwirken können

2.1 Praxisklima optimieren

2.2 Regelmäßige Teammeetings

2.3 Entlastung durch digitale Assistenz

Ursachen von Kündigungen in Arztpraxen

Mangelnde Wertschätzung

Gerade durch die Corona-Pandemie haben Pflegekräfte in Krankenhäusern eine enorme Welle der Wertschätzung durch Politik und Bevölkerung erfahren. Zu Anfang wurde für das Pflegepersonal dankend applaudiert, weiter wurde der Corona-Sonderbonus als Zeichen der Anerkennung beschlossen. Das Fachpersonal in Arztpraxen hingegen geriet in den Hintergrund. Obwohl diese dem gleichen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind wie Pflegekräfte und auch viele Corona-Erkrankte von ihnen ambulant betreut und behandelt wurden, erhalten die MFA den staatlichen Sonderbonus nicht. Stattdessen sehen sich die Fachangestellten mit einem erhöhten Arbeitsaufkommen konfrontiert, nicht zuletzt auch aufgrund der vielen Anrufe zu Corona Informationen und Impfterminen. Viele berichten zudem von aggressiven und verständnislosen Patient:innen.

Auch seitens der Vorgesetzten fühlen sich die Angestellten der Arztpraxen oft ungenügend wertgeschätzt. Überstunden und Mehrarbeit werden vorausgesetzt, das Personal kommt immer mehr an seine Grenzen.

Fehlendes Miteinander im Praxisteam

Viele MFA verlassen die Arbeitsstelle aufgrund von Problemen im kollegialen Umfeld. “Vor allem durch die erhöhte Arbeitsbelastung wurden die Kollegen immer gestresster und gereizter. Ein angenehmes Arbeiten im Team war irgendwann nicht mehr möglich”, berichtet eine ehemals in einer Arztpraxis angestellte Fachkraft. Und dies ist kein Einzelfall. Eine Umfrage des Instituts der Privaten Krankenversicherung unter knapp 200 MFA und Zahnmedizinischen Fachangestellten zeigt: 45 Prozent der Befragten gaben an, unzufrieden im Job zu sein.

Mentale Belastung

Die MFA sind einem immer höher werdenden Stresslevel ausgesetzt. Ihre Aufgabenliste wächst zunehmend: Die Diagnostik, zu der beispielsweise Blutdruck- oder EKG-Messungen zählen, muss fachgerecht durchgeführt werden. Patientenakten werden ausführlich dokumentiert sowie Medikamentenpläne aktualisiert. Untersuchungsproben müssen erhoben und ans Labor weitergegeben werden. Auch nach dem Arztbesuch ist die Betreuung der Patient:innen meist noch nicht abgeschlossen: Die Patient:innen benötigen Folgetermine, Überweisungen oder Rezepte für Medikamente oder Heilmittelverordnungen. All das und noch mehr während nahezu pausenlos das Telefon der Praxis klingelt. Anrufende möchten über Krankheiten und eventuelle Symptome informiert werden, Impf- oder Untersuchungstermine erfragen und neue Rezepte bestellen. Die Doppelbelastung der MFA wird deutlich: Eine Studie der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität kommt zu dem Ergebnis, dass rund drei von vier MFA unter Stress stehen. Das hohe Patientenaufkommen und der damit verbundene Zeitdruck wird als einer der Stressfaktoren identifiziert. Außerdem leidet das Praxispersonal unter den häufigen Unterbrechungen während der Arbeit, etwa durch Telefonanrufe und vermeintliche Notfälle, Technikprobleme oder Zwischenanliegen der Ärzt:innen.

Wie Ärzt:innen der Fluktuation entgegenwirken können

Zuallererst gilt es die mangelnde Wertschätzung zu reduzieren. Überstunden sollten weder zur Regel, noch als selbstverständlich gesehen werden. Werden die MFA von freundlichen und dankbaren Vorgesetzten unterstützt, so binden sie sich leichter an die Praxis. Dies wirkt sich auf die gesamte Belegschaft aus und die Wechselbereitschaft wird insgesamt geringer. Hier empfiehlt es sich außerdem, gemeinsame Aktivitäten mit dem Team zu unternehmen. Der Rückhalt innerhalb des Personals ist enorm wichtig, damit diese einen reibungslosen Ablauf in den Arbeitsprozessen gewährleisten können. Durch Unternehmungen mit der gesamten Belegschaft wird das Zusammengehörigkeitsgefühl und auch die Mitarbeiterzufriedenheit gestärkt.

Praxisklima optimieren

Ebenso sollte das Praxisklima innerhalb des Teams stets optimiert werden. Je ausgeprägter das Miteinander im Team besteht, desto schwerer fällt auch die Kündigung. Hierbei ist es empfehlenswert die Altersunterschiede zwischen den Mitarbeitenden nicht allzu weit zu ziehen. Außerdem bietet es sich an, eine neue Arbeitskraft vor der Anstellung einige Probetage absolvieren zu lassen, um zu sehen, wie weit sie sich in das bestehende Team integrieren kann. Außerdem sollten die Praxisinhaber ihre MFA in den Einstellungsprozess mit einbeziehen und ihnen ein gewisses Mitspracherecht zusichern. 

Dadurch fühlen sich die Mitarbeitenden in ihrer Meinung und Arbeit wertgeschätzt. 

Regelmäßige Teammeetings

Regelmäßige Teammeetings helfen zudem, aktuelle Projekte oder neue Praxisabläufe zu besprechen. Somit ist das Praxisteam stets in Entscheidungsprozesse involviert, was Spannungen oder Probleme reduziert. Weiter sollte in diesen regelmäßigen Treffen auch das persönliche Feedback des Personals eingeholt werden, um eventuelle Unzufriedenheiten frühestmöglich zu erkennen und so der Abwanderung entgegenzuwirken.

Entlastung durch digitale Assistenz

Praxisinhaber:innen sollten außerdem darauf achten, dass der Arbeitsaufwand ein gewisses Maß nicht überschreitet. Gerade die administrativen Aufgaben steigen immer weiter an. Für Tätigkeiten, wie die Dauerbesetzung des Praxistelefons, sind die MFA sowohl überqualifiziert als auch überbezahlt. Ihre eigentlichen Tätigkeiten liegen in der Vor- und Nachbereitung der Patient:innen vor Ort und sollten auch vorwiegend dort eingesetzt werden, um einen reibungslosen Untersuchungsprozess gewährleisten zu können. Die ständige Erreichbarkeit der Praxis kann beispielsweise durch den virtuellen Telefonassistenten von VITAS aufrechterhalten werden. Dabei beantwortet ein System, welches auf künstlicher Intelligenz basiert, auf menschlichem Niveau Standardfragen, wie beispielsweise Überweisungsbestellungen oder Terminanfragen. Lange Warteschleifen oder Tastendrücken fallen damit weg, wodurch es enorm benutzerfreundlich auch für ältere Generationen ist. Die Doppelbelastung der MFA wird so deutlich reduziert.

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Fazit

Der Mangel an medizinischen Fachkräften beeinträchtigt letztendlich die Versorgung der Patient:innen und ihm sollte nicht zuletzt aufgrund dessen entgegengewirkt werden. Eine erfolgreiche Praxis besteht nicht nur aus ärztlichem Personal, sondern ebenso aus seinen medizinischen Fachangestellten. Auch seitens der Politik besteht Handlungsbedarf. So wird von vielen Seiten eine tarifliche Bindung für die Entlohnung der MFA gefordert, um diesen die verdiente Wertschätzung und monetäre Sicherheit zu bieten.